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Die Aufgaben der Schützen im nächsten Jahrtausend

Die Aufgaben der Schützen im nächsten Jahrtausend
Von Landeskommandant Mjr HR Dr. Otto Sarnthein

Die Schützen hatten über mehrere Jahrhunderte die Aufgabe, die Verteidigung der Landesgrenze des historischen Tirols zu organisieren und durchzuführen. Mit dem denkwürdigen Auszug der Tiroler Standschützen in den bedrohten Süden des Landes im Jahre 1915 ging die militärische Aufgabe der Schützen zu Ende, denn mit dem Zusammenbruch der Monarchie im Jahre 1918 wurden die Landesteile getrennt und die Landesverteidigung in Österreich neu geordnet.

Mit dem Wiedererstehen der Schützenkompanien nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch der Bund der Tiroler Schützenkompanien neu gegründet (1950), wobei die militärischen Wurzeln wie die Gliederung in Kompanien, Bataillone, Regimenter oder die Exerzierordnung aus dem Jahre 191 0 nicht zu übersehen sind. Wir tragen die historischen Waffen als äußeres Zeichen der Wehrbereitschaft für die, von uns zu vertretenden Werte, ein seit Jahrhunderten erworbenes Privileg, für das unsere Kameraden aus Süd- und Welschtirol noch immer kämpfen. Mit dem militärischen Nachfolger in Österreich, dem österreichischen Bundesheer, verbindet uns eine gelebte Partnerschaft und Kameradschaft und wir Schützen sind nicht nur seit den Tagen von Galtür stolz auf die Leistungen unserer Soldaten für dieses Land.

Als immerwährendes Motto zur Bewältigung unserer Aufgaben auch im nächsten Jahrtausend paßt das vergangene Jahresthema: "Gemeinsam Tirol gestalten". Aufgabe von uns Schützen ist es - unter Einbeziehung der Jugend - aus der Geschichte lernend die Zukunft zu gestalten, indem wir uns den zukünftigen Problemen stellen und zwar in der Familie, am Arbeitsplatz, in der dörflichen Gemeinschaft und darüber hinaus. Damit meine ich vor allem die christliche Erziehung, der Jugend in einer gesunden Familie, die Erhaltung der eigenen Kultur und die Pflege des Brauchtums, die Bewahrung unserer herrlichen Landschaft, die Vertiefung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beziehungen mit den abgetrennten Landesteilen in einer europäischen Region Tirol sowie der Dienst am Nächsten.
Aufgabe der Schützen ist ohne Zweifel auch der Schutz von Heimat und Vaterland. Über dieses Thema wird gerade im gesamten Schützenbund eingehend diskutiert. Zu diesem Thema wurden auch die Richtlinien für eine als Ausnahme anzusehende Demonstrationsteilnahme für Schützen in Tracht vereinfacht, aber vergessen wir dabei nicht - wir Schützen sind keine sechste Partei in diesem Land, wir Schützen sind keine Berufsdemonstrierer und wir Schützen lassen uns auch von niemandem politisch mißbrauchen oder in eine gewisse Ecke stellen!

Wir Schützen verstehen uns auch im nächsten Jahrtausend als positive Kraft dieses Landes und wir werden uns auch nicht davor drücken, in Zukunft zu wirklich brisanten Themen, die die Grundzüge der Schützen betreffen, Stellung zu beziehen. So haben wir uns in letzter Zeit vehement und erfolgreich mit Unterstützung der gesamten Bevölkerung Tirols - in die Diskussion um das "Herz-Jesu-Bundeslied" eingeschaltet und uns zur Beibehaltung der Sonn - und Feiertage zu Wort gemeldet. Wir bekennen uns nach wie vor zur Freiheit und Würde des Menschen, wir bewahren den Schützenbrauch insbesondere durch die Pflege des Schießwesens und wir tragen die Trachten der Talschaften dieses Landes auch als öffentliches Bekenntnis unserer freiwillig gewählten Grundsätze. Durch den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union sind die Landesteile des historischen Tirols näher zusammengerückt. Mit der Abschaffung der Grenzkontrollen wurden die zahlreichen Probleme der Gemeinsamkeit in diesem Land im Gebirge jedoch nicht gelöst. Der unterschiedliche Charakter der Landschaft und des Lebensraumes sowie 80 Jahre politische Trennung haben die Menschen geprägt und verständlicherweise verschiedene Interessen entstehen lassen. Trotzdem müssen wir versuchen, das Verhältnis unter den drei Schützenbünden innerhalb und außerhalb des Dachverbandes weiter zu verbessern und die Richtlinien zu harmonisieren. Ein wichtiger Schritt dazu war sicherlich die, vom Bund der Tiroler Schützenkompanien durchgeführte, Ausbildung von etwa 120 Offizieren des Südtiroler Schützenbundes im März 1999 in Völs sowie die kameradschaftliche Unterstützung des Welschtiroler Schützenbundes bei seinen zahlreichen Wiedergründungen.

Vor 24 Jahren haben sich in Innsbruck Vereinigungen bzw. Bünde gleicher Zielsetzungen und Anschauungen gefunden und in der Alpenregion der Schützen zusammengeschlossen. Wir Tiroler Schützen wissen das gute Verhältnis zu den bayerischen Gebirgsschützen zu schätzen und müssen weiterhin versuchen, diese gutnachbarschaftlichen Verbindungen auch im nächsten Jahrtausend zu pflegen.

Ich bin in einer Kompanie aufgewachsen und weiß die Arbeiten in den Kompanien zu würdigen und vor allem ihre Selbständigkeit zu schätzen. Um aber gemeinsame Ziele weiterhin verwirklichen zu können, ist es unerläßlich, zusammen in diesem(r) gemeinsamen Bund (Europaregion) mitzuwirken, persönliche Interessen hintanzustellen und gemeinsam demokratisch zustandegekommene Beschlüsse zu respektieren und mitzutragen. Die Tiroler Schützen sind zweifellos in der Lage, dort frischen Wind hineinzulassen, wo er in Zukunft hineingehört und dort Reformen vorzunehmen, wo diese notwendig sind. Allerdings sollten diese Reformen gut überlegt sein und Bestand haben - zum Wohle unserer gemeinsamen Heimat Tirol.

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