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Freitag, 29. November 2024
Schützenheim
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Die Standschützen des Gerichts Kitzbühel (1814 bis 1945)
Wer waren die sogenannten Standschützen?
Nach den so heldenhaften Freiheitskampf von 1809, und der Niederlage der Tiroler Schützen bei der 4. Bergisel Schlacht, und bei Meleck (Okt.1809) wurde nun Tirol wieder ein Teil Bayerns. Die so tapfer für den Kaiser kämpfenden Tiroler Schützenkompanien wurden aufgelöst, und man versuchte die Strukturen des Schützenwesens zu zerschlagen.
Im Untergrund bestanden die Schützenkompanien mit ihren freigewählten Offizieren weiter, man wagte jedoch keinen weiteren Aufstand gegen die bayrische Staatsmacht.
1814 Napoleon war geschlagen. Der bayrische König verbündetet sich nun mit dem Kaiser in Wien und Tirol kam wieder zu Österreich.
Kaiser Ferdinand und sein Reichskanzler Clemens Fürst Metternich sahen in dem Schützenwesen eine Gefahr für die Monarchie, und verboten es, im Gegenzug wurden Landwehrregimenter aufgestellt und in Tirol stationiert. Dies Landwehrregimenter waren die Vorgänger der späteren Tiroler Kaiserjäger (ab 1848 ).
Da es jeden unbescholtenen Tiroler Bürger, seit dem Jahre 1534 erlaubt war frei Waffen zu tragen, gründeten die aufgelösten Schützenkompanien sogenannte Schießstände. Wo man sich traf, und an seiner Treffsicherheit übte. Bei diesen Schießständen musste man sich eintragen lassen, mit dieser Eintragung war man gleichzeitig vom Militärdienst befreit. Aus diesem Grund hatten diese Dorfschießstände großen Zulauf.
Erst im Jahre 1848 in Wien war die Revolution im Gange, in den Ital. Provinzen kam es zum Aufstand, und Garibaldis Rebellenarmee, mit Unterstützung der Franzosen rückte auf die Tiroler Grenze vor. Nun erst begriff der Kaiser in Wien, dass die Tiroler Schützen nicht revolutionär sondern österreichisch gesinnt waren. So setzte er das alte Tiroler Wehrgesetz wieder in Kraft, und 144 Schützenkompanien (Standschützen) sowie Landsturm, kamen den an der Grenze in Welschtirol arg in Bedrängnis geratenen Tiroler Kaiserjägern, und den Salzburger Rainerregimentern zur Hilfe. Die Gliederung war die selbe wie vor 1805 jedes Gericht hatte ein Bataillon zu stellen, wohin die einzellnen Dörfer ihre Schützen entsenden mussten. Das Gericht Kitzbühel stellte ein Bataillon: mit 6. Kompanien
1.Kompanie: Kitzbühel, Jochberg ,Aurach 4.Kompanie: Viertel Reith, Going, Kirchberg
2. Kompanie: Brixental 5.Kompanie: Pillersee (St. Ulrich, Fieberb.)
3. Kompanie: Oberndorf, St. Johann 6.Kompanie: Kirchdorf, Kössen, Waidring
Dieser Zeitpunkt kann als Wiedergründung der aufgelösten historischen Schützenkompanien verstanden werden. Denn nur durch den Einsatz der Schützenkompanien, und des Landsturms war es möglich Tirol als Ganzes zu erhalten, und die ital. Nationalisten zurückzuschlagen.1859 das Land Tirol war wieder in Gefahr, erneut kam es zu einem Krieg an der Südgrenze, und die Tiroler Schützen rückten zur Unterstützung der K.u.K. Armee an die Südgrenze aus.
Wieder konnte durch den Einsatz der Schützen Schaden von Tirol ferngehalten werden, und Tirol blieb in seinen Grenzen bestehen.
1864 kam es nun zur Neuordnung der Tiroler Landesverteidigung. Landesschützen (Landwehrregimenter gehörten zur K.u.K. Armee), Scharf oder Standschützkompanien (wurden aus den ehemaligen Schützenkompanien gebildet), und der Landsturm. Es blieb jedoch den Kompanien auch weiterhin gestattet die Offiziere frei zu wählen.
1871 wurden die Tiroler Landesschützen zu einer stehenden militärischen Einheit mit 10 Bataillonen bzw. 4. Regimentern umgewandelt. Der Landsturm bildetet die Reserve und umfasste alle Reservisten bis zum 42 Lebensjahr. Die Schützenkompanien, nunmehr Standschützen, blieben freiwillig, und mit dem Beschluss der Landtage von Tirol u. Vorarlberg 1874. Als Stütze der Landesverteidigung erhalten, und hatten somit einen klaren Verteidigungsauftrag.
Standschütze konnte jeder unbescholtene Bürger aus Tirol, und Vorarlberg werden, der das 17. Lebensjahr vollendet hatte. Diese eingetragenen Standschützen, waren jedoch unabhängig davon, vom 21-32 Lebensjahr Wehrdienstpflichtig, und vom 32-42 Lebensjahr Landsturmpflichtig.
So kam es, dass im Mai 1915 als Italien völlig unerwartet, das Bündnis mit Österreich aufkündigte, und Österreich den Krieg erklärte. Tirol praktisch ohne militärische Landesverteidigung dastand, die Landesschützenregimenter (ab 1917 durften sie auf Grund ihrer großen Verdienste den Namen Kaiserschützen tragen), die Kaiserjäger, und der Landsturm waren an der Ostfront (Russland, Polen, Rumänien, Bulgarien). wo bereits seit einem Jahr der 1. Weltkrieg tobte, und von wo viele nicht mehr zurückkehrten.
Die Standschützen rücken zum Schutz der Heimat aus!
Eilig wurden nun die Standschützenkompanien einberufen, jedoch fehlten alle Schützen von 21 bis zum 42 Lebensjahr, sie waren in Russland. Also rückten alle Standschützen vom 17 bis zum 20 Lebensjahr, und alle über 42 an die Südfront aus.Diese beherzten Schützen griffen zu den Waffen, und stellten sich wie ein Mann den ital. Aggressoren entgegen. 24000 Standschützen gegliedert in 47 Bataillone. Den Gerichtsbezirken entsprechend, stellten sich zusammen mit 28 Bataillone. Kaiserjäger, und Landesschützen( mit nur 75 Geschützen), zusammen 35ooo Mann, den Italienern entgegen. 2 Italienischen Armeen mit 180 Bataillone ca. 100000 Mann, mit ( 170 Geschützen) griffen die 350 km lange Tiroler Südgrenze an.
Die beherzt kämpfenden Jung bzw. Altschützen brachten den ital. Angriff zum stehen, und hielten die Front, und somit die Tiroler Grenze bis zur Rückkehr regulärer österreichischen Truppen( Kaiserjäger, und Tiroler Landesschützen) bis Mitte Oktober 1915, also ein halbes Jahr praktisch Alleine. Eine grandiose Leistung wenn man die Übermacht der Italiener berücksichtigt.
Die sogenannten Standschützen wurden nun dem österr. Regimentern unterstellt und blieben bis Ende des 1. Weltkriegs im Fronteinsatz. Siegreich hielten, die tapfer kämpfenden Schützen, Kaiserschützen, Kaiserjäger, und das zur Hilfe geeilte Deutsch Alpenchor. Die Italiener aus Tirol fern. Doch die K.u.K. Monarchie war am Ende. Obwohl die österreichischen Truppen weit im Feindesland standen. Musste der Kaiser am 3. Nov. 1918 einen Waffenstillstand zustimmen, und gab die Einstellung sämtlicher Kampfhandlungen bekannt.
Die Tiroler und Österr. Truppen befanden sich bereits auf dem Rückzug in die Heimat, als die Italiener die Kampfhandlungen wieder Aufnahmen, und die 36 Stunden zwischen Waffenruhe und Waffenstillstand ungehemmt zu weiteren Kampfhandlungen ausnutzten.
So besetzten die Italiener ohne Gegenwehr, in 12 Stunden „zusätzlicher Kriegszeit“ was Ihnen in 3,5 Jahren Krieg nicht gelungen war. Die meisten der ausgerückten, Landesschützen und Standschützenkompanien gerieten in diesen 12 Stunden noch in Kriegsgefangenschaft, von wo die meisten nicht mehr zurückkehrten, verschleppt nach Italien waren sie den unmenschlichen Schikanen der sogenannten“ Sieger“ ausgesetzt, und dienten als Faustpfand in den Friedensverhandlungen.
So ging Südtirol verloren, Italien war nicht der Sieger, sondern hat es sich mit Falscheid, Verrat und Heimtücke angeeignet, und der grenzenlose Einsatz der so heldenhaft kämpfenden Schützenverbände (Standschützen), wurde am Ende durch einen Fehler der Heeresleitung zu Nichte gemacht.
Jedenfalls haben die Tiroler Schützen, und die Tiroler Bevölkerung, alles gegeben, um dieses Unglück zu verhindern. Doch das Schicksal kam anders. Gleichzeitig stellt dieser Einsatz den letzten Kampfeinsatz der Tiroler Schützen dar. Nach dem 1. Weltkrieg bestanden die Standschützen in Nordtirol weiter, in Südtirol wurden sie verboten.
1938 nach dem Einmarsch deutscher Truppen und der Machtübernahme der Nationalsozialisten, wurden die Schützen in Tirol verboten, dass tragen von Tracht und Fahne unter Strafe gestellt. Die Schützen mussten wiederum im Untergrund weiterarbeiten. Beherzten Schützen gelang es jedoch einige Fahnen zu retten, und sie vor den Nazischergen in Sicherheit zu bringen.
1945 Unter Mithilfe von Schützenverbänden gelang es Innsbruck von den Nationalsozialisten, und den Resten der dort stationierten Deutschen Wehrmacht zu befreien. So konnte Innsbruck als befreite Stadt den Amerikanern übergeben werden. Aufgrund dieser Heldentat durften nach dem 2. Weltkrieg - mit Förderung der Besatzungsmächte, die ersten Schützenkompanien neu aufgestellt werden, und wurden von der französischen Armee noch vor dem österr. Bundesheer wieder bewaffnet.
Ab 1950 kam es dann zu zahlreichen Wiedergründungen, und Gott sei Dank gibt es heute wieder in fast in jeder Tiroler Gemeinde ein Schützenkompanie. Die, die 500 jährige Tratition Tiroler Schützen, oder Standschützen aufrecht erhält.
Clemens Riedlsperger