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Freitag, 29. November 2024
Schützenheim
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Das Volk erhob sich, der Sturm brach los. Die Gründe dafür waren vielseitig. Man wehrte sich vor allem gegen die harten bayerischen Verwaltungsmethoden in Tirol und gegen die Eingriffe in das religiöse Leben. Auch stand man an der Seite des früheren gefürsteten Grafen von Tirol, des Kaisers von Österreich, der gegen Napoleon und dessen Gefolgsstaat Bayern zog. Die Erhebung begann, ohne die Ankunft der österreichischen Truppen des 8. Armeekorps abzuwarten. Im ersten Anlauf vom 9. bis 13. April 1809 gelang es, das deutsche Tirol zu befreien, die bayerischen und französischen Truppen zu verjagen oder gefangenzunehmen. Diese Erfolge waren der im Lande bestehenden Wehrfassung bzw. dem Schützenwesen und der großen Tapferkeit der Bauern zuzuschreiben.
Während dieser Zeit mußte Haspinger aber noch im Kloster bleiben. Als kurz darauf wieder Gefahr für das Land drohte, baten die Schützenkompanien Klausen, Gufidaun und Latzfons "ihren" Pater, sie als Feldkaplan zu begleiten. Der Kapuzinerpater war damals 32 Jahre alt. Er zog in den Krieg, und seine Entschlußkraft, seine militärische Begabung und seine Ausstrahlung machten ihn bald zu einem bedeutenden Anführer im Kampfe der Tiroler.
Anfang Mai traf er in Trient die Passeirer Schützen mit dem Sandwirt Andreas Hofer, der auch die oberste Führung aller Schützenkompanien hatte.
Am 10. Mai 1809 kurz nach Klausen zurückgekehrt, erfuhr er die schlechten Nachrichten aus dem Unterinntal und Innsbruck, wo Franzosen und Bayern im Vormarsch waren bzw. ihr Unwesen trieben. Haspinger ergriff, nachdem er von Andreas Hofer einen jener berühmten Laufzettel erhalten hatte, die Initiative. Er verkündete in Latzfons am Pfingstmontag, dem 21. Mai, in seiner Festpredigt das Aufgebot A. Hofers. Er forderte die Männer auf, sich in Verdings zu versammeln, um mit der Waffe in der Hand die Heimat zu schützen und von Feinden zu befreien. Er übernahm als Hauptmann die Führung der 109 Mann starken Kompanie.
Das Klausner Gebiet stellte insgesamt 10 Kompanien. Gemeinsam mit den Kompanien anderer Dörfer zog man in Richtung Brenner. Vorher weilte man einer heiligen Messe in der Wallfahrtskirche Maria Trens bei, Hofer erwartete in seinem Standquartier am Brenner die Hauptleute der Kompanien.
Am 23. und 24. Mai wurde der geplante Vorstoß gegen die Landeshauptstadt zwischen Hofer und seiner Führungsmannschaft beschlossen bzw. wurden die nötigen Vorbereitungen getroffen. Im Morgengrauen des 25. Mai brachen die 48 Schützenkompanien aus Südtirol, bestehend aus 5000 Mann und 13 Kompanien Infanterie, 1 Eskadron Kavallerie und 5 Geschützen, sowie die Brigade Buols mit ungefähr 1180 Mann Richtung Innsbruck auf. Dort erwarteten sie rund 1000 Nordtiroler Kämpfer, welche vor allem Speckbacher herangeführt hatte. Die tirolisch-österreichische Führung hatte den Befehl gegeben, die Höhen des Mittelgebirges südlich von Innsbruck zu besetzen und die Bayern in die Ebene hinauszujagen. Pater Haspinger stand mit seinen Schützen auf dem linken Flügel. Dort entwickelte sich ein äußerst zäher Kampf. Das Gefecht zwischen bayerischen Abteilungen und den Tiroler und österreichischen Kompanien tobte hin und her. Der linke Hügel hatte seine Aufgabe, die Höhen um Natters zu halten, am ersten Kampftag gut erfüllt. Haspinger hatte mit seinen Latzfonser Schützen und bei anderen Kompanien seine Fähigkeiten als Führernatur klar unter Beweis gestellt.
Am 27. Mai entschloß sich Andreas Hofer zur Fortsetzung des Kampfes. Er wurde von Speckbacher und Haspinger vor den versammelten Schützen zum Oberkommandanten ausgerufen. In der Zwischenzeit hatte man vor allem aus Südtirol starken Zulauf erhalten, Hofer konnte über ein 12.000 Mann starkes Schützenaufgebot befehligen. Auch die regulären Truppen waren etwas verstärkt worden.
Haspinger rückte am 29. Mai als Befehlshaber der Schützen des linken Flügels in den Kampf 15 Kompanien aus Latzfons, Algund, Meran, Mais, Mutters, Natters, Glurns, Mals, Marienberg, Matsch und Schlanders, später jene von Axams, Götzens, Völs und Flaurling, hörten auf sein Kommando. Man zog Richtung Natters, Die Bayern leisteten tapferen Widerstand. Immer wieder gelang es Haspinger, seine Schützen voranzutreiben. Ein wütender Ansturm der Bayern konnte abgeschlagen und zurückgedrängt werden. Strategisch wichtige Positionen in der Gegend konnten erobert und gehalten werden. Der Wendepunkt der Schlacht war gekommen. Der feindliche Befehlshaber Deroy mußte zur Kenntnis nehmen, daß seine Lage durch die Vertreibung seiner Truppen von den Höhen äußerst schwierig geworden war. Er verließ in der Nacht vom 29. zum 30. Mai Innsbruck und blies zum Rückzug. Haspinger zog am Nachmittag des 30. Mai an der Seite Andreas Hofers in der Landeshauptstadt ein. Er begab sich ins Kapuzinerkloster und wurde vom Provinzial Gepp scharf für sein Verhalten getadelt. Man befürchtete Vergeltungsmaßnahmen der bayerischen Behörden. Er erhielt dann den Befehl, ins Kloster nach Klausen zurückzukehren. A. Hofer wollte diese Entscheidung aber nicht akzeptieren. Er forderte Gepp auf, ihm Pater Haspinger als Helfer für den Kampf gegen die Feinde zu überlassen. Der Provinzial stimmte nun zu.
Das Land war frei, doch überall sah man die Folgen des Freiheitskampfes. Haspinger kehrte mit dem Versprechen, bei Bedarf wieder Hofer zu unterstützen, nach Klausen ins Kloster zurück.